#CoronaSchule – Eltern und Schulkinder brauchen eine Perspektive

Nach heutigen Informationen gibt es Lockerungen in allen gesellschaftlichen Bereichen. Menschen können wieder ihrer Arbeit nachgehen und Freizeitbeschäftigung wird mit Einschränkungen wieder ermöglicht. Auch Schulen und Kindergärten sollen wieder öffnen. Bis zu den Sommerferien soll jedes Kind wieder an – verändertem – Präsenzunterricht teilnehmen. Details? Fehlanzeige. Aber was Schulkinder und Eltern jetzt brauchen, ist eine wirkliche Perspektive.

Schulkinder und Eltern brauchen eine Perspektive

Denn wie dieser verändertet Präsenzunterricht im Detail aussehen soll, ist unklar. Dass die Landesregierung die Entscheidung zu den Rahmenbedingungen der Schulöffnung größtenteils bei den Schulen lässt, ist im Grundsatz richtig. Aber es muss auch klar sein, dass Unterricht für alle stattfindet, und dass dieser Unterricht dann auch welcher ist. Die Vorstellung, dass die Kinder nun drei Tage in die Schule gehen und dann wieder drei Wochen nicht, hilft vielen Familien nicht weiter.

Es ist bekannt, dass die räumliche Situation in vielen Schulen nicht gegeben ist, um Präsenzunterricht für alle nach den Vorgaben zur Eindämmung der Pandemie umzusetzen. Statt aber darüber nachzudenken, wie viele Schüler wir zur gleichen Zeit in die Klassenräume bekommen, sollten wir darüber nachdenken, wo und wie schulischer Austausch auch möglich sein kann. Wer sagt denn, dass Schule nur in Schulen stattfinden kann? Und wer sagt, dass dem Distanzunterricht nur am heimischen Küchentisch gefolgt werden kann? Warum werden nicht Gemeinde- und Bürgerhäuser oder Jugendzentren genutzt, um Konsultationen in Kleingruppen zu ermöglichen oder Distanzunterricht zu betreuen?

Denn es geht doch bei Schule nicht nur um Wissensvermittlung. Es geht um den Austausch der Kinder untereinander und mit den Lehrkräften und Pädagogen. Es geht darum, sich mit anderen als nur der engsten Familie auseinanderzusetzen. Und am Ende wollen Eltern auch wieder sichergehen, dass ihre Kinder beim Lernen fachkundig unterstützt werden, während sie selbst ihren beruflichen Aufgaben nachgehen. Beide, Schulkinder und Eltern brauchen endlich eine Perspektive.

Unterricht muss auch Unterricht sein

Uns allen ist klar, dass Distanzunterricht über digitale Endgeräte weiterhin ein wesentlicher Bestandteil von Schule in den nächsten Wochen und Monaten sein wird. Ich begrüße es sehr, dass im ThILLM und im Ministerium hier in den letzten Wochen alles dran gesetzt wurde, den Leistungsumfang der Thüringer Schulcloud so auszubauen, dass auf vielfältige Weise Unterricht auf Distanz möglich wird. Und doch ist sie erst in 1/3 aller Schulen in Thüringen im Einsatz. In den anderen Schulen werden andere Systeme verwendet oder es werden Arbeitsblätter ausgedruckt und per Post verschickt.

In diesem Bereich muss schnellstmöglich klargestellt werden, was wir in Thüringen unter Distanzunterricht verstehen. Daher stelle ich für die Freien Demokraten im nächsten regulären Plenum einen Antrag, um Klarheit zu schaffen für Eltern und Lehrkäfte. Darin fordern wir die Landesregierung auf, Qualitätskriterien und -standards festzulegen, an denen sich Distanzunterricht zu orientieren hat. Dabei geht es vor allem darum, wie die Interaktion zwischen Lehrenden und Schülern umzusetzen ist und wie Leistung bewertet und Lernfortschritt festgestellt werden soll. Die Kreativität vieler Lehrerinnen und Lehrer in den letzten Wochen kann dafür maßgebend sein.

Neue Lösungen für Kinderbetreuung finden

Wenn wir über Schule reden, sollten wir auch über die Kindertagesstätten reden. Auch die Kleinsten brauchen Austausch und Auseinandersetzung mit anderen. Auf keinen Fall sollten wir Erzieherinnen und Erzieher in Kurzarbeit schicken, während berufstätige Eltern händeringend um Unterstützung bitten. Gerade für die Kleinsten sollten wir nicht einfach nur über das Öffnen von Kindergärten nachdenken, sondern nach neuen Lösungen suchen, wie wir Kinderbetreuung mit den bestehenden Ressourcen ermöglichen können.

Sind Räume das Problem, suchen wir Räume. Ist Hygiene das Problem, sorgen wir für Seife. Ist Personal das Problem, suchen wir nach Unterstützung. Die Akteure der Jugendarbeit einzelner Kommunen haben bereits ihre Bereitschaft signalisiert, bei der Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit anzupacken. Auch Räume stehen frei. Denken wir über den Tellerrand hinaus und nutzen wir alle Ressourcen, die wir haben.